Investor Dirk Rüttgers über alternative Investments                 „Uruguay ist fantastisch“

Alternative Anlagen sind gefragt. Dirk Rüttgers, Vermögensverwalter für einen Zweig der Dornier-Erben, setzt auf Land und Forste. Weil die Preise hier extrem gestiegen sind, kauft er in Rumänien und in Lateinamerika zu.

Frankfurt. Das legendäre Flugzeug Dornier Wal gibt es weltweit nur noch einmal im Original – in Buenos Aires. Man hat erfolglos versucht, es nach Deutschland zu holen. Die Argentinier überließen aber die Konstruktionspläne, und so konnte es in Ungarn und der Schweiz nachgebaut werden, heute steht ein Exemplar im Dornier-Museum in Friedrichshafen. Dirk Rüttgers, Vorstand der Do Investment AG, jagt weltweit nicht nur der Rendite nach, sondern hat auch immer ein Auge für historische Flieger.

Herr Rüttgers, die Do Investment AG steht vor allem für Investitionen in Grund und Boden. Warum ist das so?
Der Familienzweig Silvius Dornier ist seit vielen Jahren in Deutschland in der Land- und Forstwirtschaft engagiert. Wir sehen das als eines unserer Kernthemen an. Heute liegen unsere Schwerpunkte im Ausland, die internationalen Investments im Agrarbereich erfolgen über Luxemburger Spezialfonds. Als unabhängiger Vermögensverwalter betreuen wir aber nicht nur einen Teil der Erben des Flugzeugbauers Claude Dornier, sondern auch eine dreistellige Anzahl an Drittkunden.

Böden und Wälder sind begehrt in Zeiten der Nullzinspolitik und politischer Verwerfungen. Gehen da die Preise nicht durch die Decke?
Die Preise sind in der Tat enorm gestiegen. Gute Ackerböden in Mecklenburg-Vorpommern haben sich in den vergangenen zehn Jahren von 8.000 Euro je Hektar auf rund 50.000 Euro verteuert. Durch die Finanzkrise hat sich noch mal eine ganz neue Dynamik im Markt entwickelt.

Wer heute beispielsweise 50 Millionen Euro in Deutschland in Ackerland investieren will, was raten Sie dem?
So einen Betrag können Sie heute kaum mehr unterbringen, es gibt praktisch keine Verkäufer. Agrarland und Forste sind in Deutschland keine handelbaren Assets. In den USA ist das ganz anders. Stiftungen und Pensionskassen halten Forste hier beispielsweise vier, fünf Jahre und verkaufen sie dann wieder über spezialisierte Makler.

Was macht diese „Real Assets“ so interessant?
Die großen Trends zählen. Seit 1960 haben sich die weltweiten Agrarflächen halbiert, gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung zu. Und in den Schwellenländern wächst eine Mittelschicht, die hochwertige Nahrungsmittel nachfragt. Für die Produktion von Getreide und Fleisch werden erstklassige Agrarflächen benötigt.

Wo sind denn die Preise noch erschwinglich?
In Kerneuropa machen Investments in Agrarland wirtschaftlich keinen Sinn mehr. Wir investieren seit 2005 in Rumänien, weil es dort exzellente Böden zu noch vernünftigen Preisen gibt und die Infrastruktur funktioniert, vor allem die Schwarzmeerhäfen. Wir zahlen etwa 4 .500 bis 6 .000 Euro pro Hektar, in Oberbayern hingegen sind die Preise mittlerweile bei bis zu 100.000 Euro pro Hektar angekommen.

Aber bei Rumänien denkt man nicht unbedingt sofort an Rechtssicherheit …
Man muss die Unterschiede bei den Grundbüchern kennen, in Rumänien ist vor allem die Historie wichtig. Ein guter Anwalt muss prüfen, ob das Eigentum bei vergangenen Transaktionen auch wirklich übergegangen ist. Im klassischen Fall, bei dem etwas schiefgeht, hat beispielsweise der Mann das Land ohne Zustimmung seiner geschiedenen Ehefrau verkauft. Unsere Anwälte sind im Rahmen einer Transaktion bisweilen zwei bis drei Monate beschäftigt, um die gesamte Historie der Grundbücher zu prüfen. Wenn man diese Hausaufgabe sehr genau macht, dann hat man Rechtssicherheit.

Soll man jetzt noch einsteigen?
Für den Investitionsstandort Rumänien haben wir uns 2005 entschieden, aber erst vier Jahre später auch signifikante Flächen gekauft. Heute beschäftigen wir uns sehr intensiv mit Lateinamerika. Nach langer Prüfung erwerben wir in Uruguay eine erste Farm. Dort sind die Bedingungen ebenfalls ideal: spanisches Grundbuch, hohe Rechtssicherheit, 100-prozentiger Erwerb der Flächen möglich, freier Kapitalverkehr.

Und wo liegen die Preise in Uruguay?
Die Preise sind aufgrund der Krisen in den Nachbarländern Brasilien und Argentinien gefallen. Man zahlt heute 7.000 bis 8.000 US-Dollar pro Hektar, vor vier Jahren waren es noch 12.000 US-Dollar für erstklassiges Agrarland. Es gibt in Uruguay fantastische Gelegenheiten, wir haben jetzt mit dem Erwerb von 3.500 Hektar Land angefangen.

Welche Renditen erzielen Sie?
In Uruguay und Rumänien sehen wir Renditen zwischen sieben und neun Prozent, davon entfallen derzeit rund drei Prozent auf die Pacht, der Rest kann aus der Wertsteigerung der Flächen generiert werden.

Aber die bevorstehende Zinswende dürfte die Renditen drücken, oder?
Ja, in Europa haben wir eine Marktsättigung erreicht, was die Preise für Agrarflächen angeht. Der Zins ist schon der wichtigste Parameter für Real Assets, aber selbst bei einem Zins von vier Prozent rentieren sich die Investments in Rumänien und Uruguay aufgrund der niedrigen Einstandspreise. In Deutschland kann ich mir einen wirtschaftlichen Erfolg bei einem Zinsanstieg von einem oder zwei Prozent bei Kaufpreisen von 50.000 Euro und mehr pro Hektar nicht mehr vorstellen.

Wie viel soll Land am Gesamtportfolio ausmachen?
Fünf bis zehn Prozent erachten wir als sinnvoll. Das sind Anlageklassen, die auch große Krisen überstanden haben. Eine internationale Streuung ist dabei das A und O.

Über die Forstwirtschaft haben wir noch gar nicht gesprochen. Wo geht da die Reise hin?
Hier investieren wir nicht in Schwellenländer, sondern in etablierte Märkte. Wald sollte man selbst bewirtschaften. Wir favorisieren in den USA die Westküste zwischen Portland und Vancouver. Viel Regen, kaum Käfer, kein Feuer. Und der asiatische Absatzmarkt für Edelholz liegt vor der Tür.

Was muss man da hinblättern?
Die Preise liegen im Durchschnitt bei einem US-Dollar pro Quadratmeter, in Deutschland muss man das Fünf- bis Sechsfache auf den Tisch legen. Wegen der intensiven Betreuung durch Forstmanager vor Ort beträgt das Mindestinvestment zehn Millionen US-Dollar.

Wie sieht denn heute ein Musterportfolio bei Ihnen aus?
Rund 15 Prozent Agrarland und Forst, zehn Prozent Hedgefonds, zehn Prozent Private Equity, zehn Prozent Immobilien und der Rest gleichmäßig verteilt auf Aktien und Renten.

Herr Rüttgers, vielen Dank für das Interview.

Investor Dirk Rüttgers über alternative Investments: „Uruguay ist fantastisch“ (handelsblatt.com)

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